SCHWERKRAFT

Von Stonehenge in Wiltshire (UK) und der Props-Serie des Künstlers Richard Serra zum Tripi von Lucas Desmet.

Der Name des Designkonzepts ist eine Kombination aus Tipi, dem dreiteiligen Aufbau und dem Verb „to trip“. Der einfachste Ansatz scheint auch der umweltfreundlichste Ansatz zu sein: umweltgerecht und ökonomisch machbar. Kling mysteriös – und ist faszinierend.

Steinmetze sagten, es sei vollkommen unmöglich. Lucas Desmet beweist das Gegenteil. Der Säulenfuß hat die Form eines Tetraeders (einer dreieckigen Pyramide). Die drei (auf Gehrung gesägten) Seitenflächen aus Stein sind „nahtlos“ dicht aneinander gelehnt. Keine Rede von Montagematerial, hier tut die Schwerkraft die Arbeit. Natur pur – genau wie in Stonehenge und bei Serra. Auch die Tischplatte besteht aus drei Stein-Elementen, jeweils getrennt durch eine 1 cm breite Fuge. Ein Koppelstück hält alles zusammen. Werkzeug ist überflüssig, einfach per Hand fest– oder losdrehen. Das ist die Grundidee. Wie ein Tipi ist der Tripi-Tisch leicht auf- und abzubauen. Zugegebenermaßen mit Hilfe eines zusätzlichen Paars Hände. Das ist Präzisionsarbeit: um zu vermeiden, dass er „trippt“ (umfällt). Grundlage ist das Knock-down-Prinzip: Die Steinelemente werden als Flat-Pack in einer 100 x 50 x 20 cm großen Box geliefert. Die sechs Bauteile aus Stein wiegen jeweils maximal 10 kg, sind also einfach hochzuheben und zu handhaben. Soweit die Geschichte hinter dem Namen.

Die Design-Story gibt weiteren Aufschluss. Es begann mit Lukas Appartement: Renovieren heißt isolieren und bedeutet folglich neue Fenster – und somit das Herausreißen der Marmorfensterbänke. „So eine Vergeudung eines fantastischen Naturprodukts, wirklich schade! Das wirft man nicht einfach weg.“ Diese Feststellung führte zur Leidenschaft für Naturstein, natürliche Verfahren und Kräfte sowie die Wiederverwertung (jahrhundertealter) Materialien. Von allen Seiten hörte Lucas persönliche Geschichten über Marmortische. Vor allem die berichteten Minuspunkte brachten ihn zum Nachdenken: „Unmöglich, anzuheben. Für immer und ewig. Statisch. Erschreckend teuer. Nicht zu reparieren.“ Deshalb ist Tripi modular und kann demontiert, angehoben und repariert werden. Bei einer Beschädigung kann das betreffende Element ersetzt werden (während das beschädigte Teil zweifellos anderweitig Verwendung findet). Und Tripi steht wieder wie eine Eins. Möchten Sie die Steinart ändern? Kein Problem.

Der Schluss handelt vom einfachsten Ansatz: gebrauchen, was innerhalb Ihrer Reichweite liegt. Restmaterialien sind besser für die Umwelt und Ihren Geldbeutel. Für Tripi werden 1,5 cm dicke Terrazzo-Fassadenpaneele wiederverwendet. Ein Beispiel dafür, wie einfach es sein kann, ökologische und ökonomische Motive miteinander zu vereinen.

Das Nachwort erzählt von den kommenden Schritten. Lucas denkt an andere Module und flexible Tischformen. Langlebigkeit ist auch eine Form von Nachhaltigkeit. Wait and see.

 

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