Konstruktive Freiheit

Ein Faible für Mathematik bedeutet nicht, dass man nicht auch ein kreativer Geist sein kann.

Miguel Vanwetter (* 2000) ist diplomierter Ingenieur für Architektur und Möbeldesigner in spe. Die Dynamik zwischen beiden Disziplinen führt zu experimentellen Konstruktionen. Und vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten.

Miguel ist von der Natur ebenso begeistert wie von der Architektur. Das findet man in der Konstruktion und den Materialien seiner Entwürfe wieder: beim Slide-Regal zum Beispiel. Sein Designprozess ist von umgekehrten gedanklichen Ansätzen bestimmt. Sein Ausgangspunkt ist die Freiheit des Nutzers in Raum und Zeit. Er will ihn von einschränkenden Wahlmöglichkeiten befreien. Wie dem standardisierten Angebot auf dem Markt. Oder dem „einmal so, immer so“, selbst bei Maßarbeit. Einmal ausgewählt, kann sich das Möbelstück nicht mehr ändern.

Anders bei Slide, das man an veränderte Situationen und Räume anpassen kann. Kurz: Veränderung ist möglich. Der Kern des Entwurfs ist die „verpackte“ Konstruktion: Holzbretter sitzen in einer Aluminiumumhüllung und laufen auf einer Nylon-Führung. Dadurch können sie seitlich verschoben und mehr oder weniger hinter dem Aluminium hervorgeholt werden. Das Regal kann einfach Brett für Brett verbreitert oder wieder verkleinert werden. Die Schiebekonstruktion umgeht die Frage der festen Abmessungen. So kann Slide seine Besitzer fließend durch verschiedene Lebensphasen begleiten und zeichnet sich so durch Nachhaltigkeit aus.

Wie zu erwarten ist das Regal freistehend und zerlegbar. Etwas längere oder höhere Bretter? Einzelteile ersetzen? Das Regal mitten im Raum oder gegen die Wand aufstellen? Woanders in der Wohnung einsetzen oder vorübergehend wegräumen? Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit denen man nach Herzenslust experimentieren kann.

So ausgeklügelt die Konstruktion ist, so ansprechend sind die Formen und Materialien. Gegenseitige Befruchtung von rationaler und emotionaler Kreativität also – typisch Miguel!

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